Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was kann ich wissen? Was ist der Mensch?
Die Schule wird oft eher als Ort der Antworten begriffen; die Lehrperson fragt, die Schüler_innen antworten. Dabei gibt es richtige und falsche Antworten. Die Schule ist dann eben der Ort, in dem wir die Antworten lernen, um in der Welt bestehen zu können.
Das Fragen, Staunen, Zweifeln, was noch jedem Kind zu eigen ist, verschwindet nach und nach und macht Platz für ein geordnetes Weltbild, in dem das Rechnen, Messen und Wissen in den Vordergrund treten.
Die Philosophie geht traditionell den umgekehrten Weg. Wir setzen beim Staunen und Zweifeln an, stellen Fragen und hinterfragen Begriffe, Selbstverständlichkeiten, gesellschaftliche Zustände und Dinge, von denen es heißt, „das ist nun mal so“.
Deshalb fangen wir am Gymnasium Odenthal in der Sekundarstufe I auch schon in der Klasse 5 mit dem Fach Praktische Philosophie an, die Welt zu hinter- fragen. Das Fach bietet mit seinen offen gestalteten 7 Fragekreisen (nach dem Selbst, dem Anderen, dem guten Handeln, nach Recht, Staat und Gesellschaft, nach Natur, Kultur und Technik, nach der Wahrheit und Medien, nach Ursprung, Zukunft und Sinn) eine sehr gute Möglichkeit, an der aktuellen Lebenswirklichkeit der Kinder und Jugendlichen anzusetzen; ihrer Sicht auf die Welt, ihren Fragen und auch ihren Forderungen an die Gegenwart und die Zukunft Raum zu geben. Das praktische, kreative Arbeiten und Spielen haben hier einen großen Raum.
In der Sekundarstufe II spüren wir den kantischen Fragen im Fach Philosophie in den Teildisziplinen Anthropologie, Ethik, Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie, Staatsphilosophie und Metaphysik nach. In der Einführungsphase wird das Fach als dreistündiger Grundkurs angeboten. Für die Qualifikationsphase entscheidet das Wahlverhalten der Schüler_innen über das Kursangebot. Bisher konnten immer durchgängig Grundkurse und seit dem Jahr 2013 auch regelmäßig ein Leistungskurs angeboten werden.
Aus einer Idee am Tag der offenen Tür entstanden, freuen wir uns, seit 2017 das Philosophische Café bei uns am GO etabliert zu haben. Nach einem Kurzvortrag zu einem aktuellen Thema (z. B. Tierrechte, K.I., LGBTQ, Freiheit, Gottesbeweise) wird im PZ in entspannter Runde bei Fassbrause und Chips diskutiert. Philosophie ganz praktisch und außerhalb eines Klassenraums zu erleben, ist ein wunderbares Erlebnis!
Der Bundes- und Landeswettbewerb Philosophischer Essay rundet unser Programm ab. Die Schüler_innen können dabei aus mehreren Themenvorschlägen wählen, womit sie sich gedanklich vertieft beschäftigen möchten. Dabei werden nicht nur das Denken und Schreiben gefördert, sondern auch ein Blick über den Tellerrand geworfen. Gedanken zur Welt heute fordern notwendigerweise ein vernetztes Denken über die klassische Philosophie hinaus. Hier bieten sich beispielsweise Seitenblicke auf die Neurowissenschaften, Psychologie, Soziologie, Informatik oder Biologie an.
Diese Art des Denkens fördern wir auch in unserem Unterricht, denn sie schult den Blick für die Probleme einer globalisierten Welt, fördert die logisch-argumentativen Fähigkeiten und baut so schrittweise auch eine starke moralische Kompetenz auf, die es ermöglicht, neben dem Aufbau von Problembewusstsein auch einen Handlungsleitfaden bereitzustellen.
Essaywettbewerb
Es herrscht immer eine ganz besondere Atmosphäre, wenn im Februar die besten Essayschreiberinnen und -schreiber beim Bundeswettbewerb Philosophischer Essay zu einer ereignisreichen Winterakademie in Münster zusammenkommen – Vorfreude liegt in der Luft auf eine Woche voller interessanter Begegnungen, spannender Diskussionen, neuer Erkenntnisse, erlebnisreicher Ausflüge und nicht zuletzt den eigentlichen Wettbewerb: Es gilt, einen Essay zu schreiben, zu deutsch, einen „Versuch“ zu machen, ein philosophisches Thema zu beleuchten, eigene philosophische Gedanken zu formulieren. Dies beim Landeswettbewerb zunächst in deutscher, später in englischer oder französischer Sprache. Die 26 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe gelangen über den jeweiligen Landeswettbewerb, der immer im Herbst stattfindet, nach Münster. In diesem Jahr stehen zum Beispiel folgende Themen zur Auswahl:
I. Müssen wir glücklich sein wollen?
II. „Gesellschaften reproduzieren sich, indem sie vermeiden, daß zu viele Irrtümer tradiert werden.“ Jürgen Habermas, Zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus. Frankfurt/M.: Suhrkamp Verlag 21976, S. 189.
III. „Unser Denken […] ist ein Sinn, mittels dessen wir das Unendliche ausspähen und unter anderem mathematisch darstellen können.“ (Markus Gabriel, Der Sinn des Denkens, Berlin Ullstein Buchverlage 2018, S. 28.)
IV. „Auf seine Freiheit verzichten heißt, auf sein Menschtum, auf die Menschenrechte, sogar auf seine Pflichten zu verzichten“ (Jean-Jacques Rousseau, Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechtes, in: Politische Schriften; Bd. 1. Paderborn: Ferdinand Schöningh 1977, S. 67.)
Den beiden Gewinnern des Bundeswettbewerbs winkt die Teilnahme an der PhilosophieOlympiade, dort messen sich dann Schülerinnen und Schüler aus den unterschiedlichsten Nationen auf allerhöchstem Niveau. Aber keine Angst, zur Vorbereitung des Wettbewerbs bieten wir am Gymnasium Odenthal einen Workshop an und stehen unterstützend zur Seite. Alle Essays werden gewürdigt, zum Beispiel durch einen Vortrag im Rahmen unseres „Philosophischen Cafés“.
Ins Leben gerufen hat den Bundeswettbewerb Dr. Gerd Gerhardt, hier könnt Ihr ihn im Interview mit einer Schülerin zum Thema „Zeit“ kennenlernen: Interview mit Dr. Gerhardt
Weitere Informationen zum Wettbewerb unter: Schulministerium zum Essaywettbewerb
Lehrwerke
In der Unter- und Mittelstufe verwenden wir momentan kein einheitliches Lehrwerk.
Für den Oberstufenunterricht haben wir die Zugänge zur Philosophie vom Cornelsen-Verlag angeschafft.
Einblicke in unsere Philo-Arbeit am GO
Plakate zum Thema Tierethik aus der Jahrgangsstufe 7
Wir haben recherchiert, wie der Lebensweg eines Schweins von der Geburt bis zum Supermarkt aussieht. Hier eine Auswahl unserer Ergebnisse:
Ergebnisse aus der Zeit des Lockdowns der Stufe Q1
Wie wir verantwortungsvoll mit der Umwelt umgehen müssen, um dem Klimawandel vorzubeugen, war für die Q1 zu Beginn dieses Jahres, insbesondere durch die Fridays for future-Bewegungen ein sehr aktuelles und relevantes philosophisches Thema, mit dem sich die jungen Erwachsenen in der Schule, aber auch in ihrer Freizeit beschäftigen wollten.
Der verantwortungsvolle Umgang mit der Umwelt rückte im Laufe der Corona-Pandemie jedoch in den Hintergrund. Dies wollten die Schüler_innen jedoch ändern. Ihnen war klar, dass der Klimawandel menschenverursacht ist und es an jedem Einzelnen liegt, dies zu ändern. Deshalb stellten die Schüler_innen ihr Verhalten beispielsweise mithilfe des ökologischen Fußabdrucks selbst infrage und wollten auch andere Menschen dazu motivieren, ihren Umgang mit der Umwelt und ihr Konsumverhalten zu hinterfragen.
Im Distanzunterricht während des Corona-Lockdowns erstellten die Schüler_innen der Q1 aus diesem Grund nach dem Vorbild dieses Padlets selbstständig Präsentationen in Form von Padlets oder PowerPoint-Präsentationen, um auf bestehende Probleme aufmerksam zu machen und Möglichkeiten für einen ethisch verantwortungsvollen und klimafreundlichen Lebensstil aufzuzeigen. Auf diese Weise trugen die Schüler_innen mithilfe digitaler Medien aktiv und philosophisch begründet dazu bei anderen Menschen die Verantwortung für den gemeinsamen Planeten nahezubringen.